„ ,FINAL STOP: LONDON, VICTORIA!‘ “, rauscht es aus den Lautsprechern des Zuges. Die letzte Stunde der Fahrt sind meine Gedanken in Zurndorf, bei meiner Familie und meinen Freunden. Doch die vier krächzenden Worte des Schaffners reißen mich aus meiner Trance.“

Ungefähr so stelle ich mir die Ankunft von Fritz Spiegel und seiner Schwester Hanny mit dem Kindertransport in London im Frühjahr 1939 vor.

Mit einem Schlag wurde ihm vielleicht bewusst, dass mit dieser Zugfahrt auch ein Lebensabschnitt für ihn endete. Er wusste, dass er seine alte Heimat nicht mehr so schnell wiedersehen sollte. Eine Heimat, in der man sich des Antisemitismus ständig bewusst war, auch als Kind. Am Tag des Anschlusses war Fritz Spiegel in unserer Schule in Eisenstadt und entdeckte einen seiner ehemaligen Lehrer in einem Naziaufmarsch. Dann wurde er mit dem Zug nach Zurndorf heimgeschickt. “{…} am Weg warfen ein paar Kinder Steine nach mir und schrien {…}: ,Dein Vater ist eingesperrt! Dein Vater ist im Gefängnis!‘ {…}”

Fritz Spiegel nahm die Chancen, die ihm seine neue Heimat England bot, wahr. Seine positive Denkweise und sein Drang nach mehr machten ihn zu einem großartigen und erfolgreichen Menschen.

Ganzes Interview mit Fritz Spiegel ansehen: Vimeo

Erstellt von Tobias Stöger, 7C, 23. 10. 2018.

Quelle: A. Lang, B. Tobler, G. Tschögl (Hg.) Vertrieben. Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen (Wien, 2004) 173-185