Mit freundlicher Unterstützung des Büchereiverbandes Österreich und der Stadtbücherei Eisenstadt fand am 5. Dezember im Volksbildungswerk Eisenstadt ein Poetry-Slam-Workshop für Schüler/innen der Klassen 5A, 5B und 5D mit dem Autor, Moderator und erfahrenen Slammer Markus Köhle statt. Anschließend wurden die im Workshop entstandenen Texte in einem Dichterwettstreit vorgetragen. Das Publikum (Schüler/innen der Klassen 5A und 5D) kürte Ardit Matarova zum Sieger des Poetry Slams.

Zum Auftakt des möglicherweise tatsächlich ersten richtigen Poetry Slams in Eisenstadt ruft der erfahrene Slammer, Autor und Workshop-Leiter Markus Köhle „Po – po – po – poetry“ ins Publikum. Dieses antwortet, zugegeben zunächst sehr verhalten, mit „Slam!“ Das Publikum – das sind Schülerinnen und Schüler der Klassen 5A und 5D unserer Schule. Markus Köhle erklärt die „Spielregeln“: Die Slammer tragen ihre Texte vor. Die Reihenfolge wird gelost. Wer den Slam gewinnt, entscheidet das Publikum durch Voting. Insgesamt fünf Gruppen haben die Möglichkeit zwischen 6 und 10 Punkten zu vergeben. Die Punkte werden zusammengezählt, dabei werden die jeweils höchste und die jeweils niedrigste Punktzahl nicht berücksichtigt. Gefällt eine Performance besonders gut, kann das Publikum nach dem Voting einen „Extrapunkt!“ verlangen. Um deutlich zu machen, dass eine Textstelle besonders gut gefällt, darf man schon während des Slams mit den Fingern schnippen.
Dann beginnt der erste Slammer. Jan Busch aus der 5B wurde gezogen. Jan wirkt wie ein erfahrener Performer, ihm ist keine Nervosität anzumerken, sein Vortrag gelingt spontan und aus dem Moment heraus. Insgesamt performen sieben Personen in der ersten Hälfte. Ist anfangs noch eindeutig zu spüren, dass die Situation für das Publikum neu ist und die Reaktionen eher zögerlich erfolgen, ist spätestens ab der zweiten Hälfte alle Skepsis bedingungsloser Begeisterung gewichen. Es wird geschnippt und nach Extrapunkten verlangt, hier und da gibt es sogar eine Welle – diese macht das Publikum, wenn bei einem Slammer zweimal 10 Punkte in der Wertung stehen bleiben. Die Stimmung ist mittlerweile ausgelassen, gespannt warten alle auf den nächsten Vortrag. Auch beim Voting geht es heiß zu, immer höhere Punktezahlen werden vergeben. In der Pause trägt Markus Köhle einen seiner Slam-Texte vor – einen sehr witzigen Text, in dem der Autor viel mit Wortmetaphern arbeitet, deren Bestandteile zwar gänzlich konträren Bedeutungsbereichen entnommen werden – in Summe dann aber doch so treffend sind, dass immer wieder laut gelacht wird. Das Endergebnis ist knapp, drei Sieger stehen letztendlich fest und werden mit Buchpreisen geehrt. Den Dichterwettstreit entscheidet Ardit Matarova aus der 5D für sich. Die Zustimmung im Publikum ist groß, es werden ausschließlich höchste Punktezahlen vergeben, zweimal steht die 10 an der Wertungstafel, das Publikum macht eine Welle. Auch die Zweit- und Drittplatzierten Naima Glaesener und Vanessa Hodosi, ebenfalls aus der 5D, überzeugen durch „backfrische“ Texte und Performances, die nur eine knappe Stunde zuvor in dem Workshop mit Markus Köhle entstanden sind bzw. eingeübt wurden. In einem knapp 90 Minuten langen Workshop hat Markus Köhle mit interessierten Schüler/innen der Klassen 5A, 5B und 5D einige Methoden und Strategien erarbeitet, die in Slam-Texten des Öfteren zur Anwendung kommen. Er gab Impulse, um kreative Schreibprozesse einzuleiten, konstruktives Feedback und Unterstützung beim Einüben der Performances. Die mutigen 14 Schüler/innen, die sich dann auf die Bühne und damit vor die knapp 60-köpfige Jury trauten, hatten zweifellos den Respekt aller Anwesenden.
Der Moderator Markus Köhle schließt den Eisenstädter Slam mit denselben Worten ab, mit denen er auch eröffnet wurde: „Po-po-po-Poetry…“ Das abschließende „Slam“ kommt dann mit voller Lautstärke und Überzeugung aus dem Publikum.

Über Markus Köhle: Markus Köhle ist Autor, Herausgeber und Poetry Slammer mit Tiroler Wurzeln, wohnhaft in Wien. Auf seiner Homepage bezeichnet er sich treffenderweise als „Sprachinstallateur, Literaturzeitschriftenaktivist und Papa Slam Österreichs“. Markus Köhle ist nämlicher ein Slammer der ersten Stunde, wenn es um die Poetry-Slam-Kulutur in Österreich geht. Seit 2001 ist der studierte Germanist und Romanist literarisch, literaturkritisch und literaturwissenschaftlich tätig. Seit 2002 veranstaltet er Poetry Slams. Er macht seit Jahren Lesungen, Vorträge und Workshops. Neben Erzählungen und Poetry-Slam-Texten hat er auch zwei Romane publiziert. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift DUM-Das ultimative Magazin.

LINKS

http://mkoehle.backlab.at/
http://www.dum.at/doc/startseite.php

Vanessa Hodosi: „Nicht wirklich“

Nicht wirklich.
Nicht wirklich ist eine Wortkombination aus 13 Buchstaben, 2 Wörtern und 3 Silben.
Davor wusste ich nicht wirklich, was Poetry Slam ist. Nicht wirklich habe ich gedacht, dass hier so viele Leute sein würden. Nicht wirklich viel habe ich bis jetzt geschrieben. Ich bin nicht wirklich ausgeschlafen. Ich habe nicht wirklich viel geträumt. Ich habe nicht wirklich viele Träume. Meine Träume sind nicht wirklich interessant. Nicht wirklich. Wirklich nicht.
Träume sind nicht wirklich unwichtig. Nicht wirklich gut ist es, keine Träume zu haben. Träume sind nicht wirklich nur zum Träumen da, sondern eher zum Leben. Wirklich.
Nicht wirklich gut wäre es, immer nur zu träumen und nie zu leben. Wirklich nicht.
Wirklich viele Menschen träumen zu viel und verwirklichen die eigentlichen Träume nicht. Nicht wirklich wahrscheinlich ist es, dass jemand in diesem Raum gerade träumt. Wenn doch, sollte diese Person wirklich nicht aufhören zu träumen. Wirklich nicht.

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