Gertrud Gabriel trat am 28. 03. 1938 aus dem Gymnasium Eisenstadt aus. Kurze Zeit später standen Gertrud, ihre Schwester und ihre Mutter unter Hausarrest, während ihr Vater von der GESTAPO verhört wurde. Vom Fenster ihrer Wohnung aus beobachtete sie einen ihrer ehemaligen Professoren, den sie immer sehr bewundert hatte:

„Nach dem Anschluss ist er gefangen genommen worden, vom Fenster aus haben wir ihn gesehen mit zwei Bewachern. Er musste mit einem Kübel, Seife und Bürste die Straße waschen. Es muss sehr schlimm für ihn gewesen sein. Aber ich habe nie jemanden etwas mit größerer Würde ertragen gesehen.“

Dies ist nur eine kleine Episode aus Gertrud Gabriels Leben, die später verheiratet als Gertrude Hoffer in Montevideo lebte.

Sie erinnert sich an den März 1938, als die Schule gesperrt war, weil man sich auf die Festivitäten für den Anschluss vorbereitete, an Lehrer, die wahrscheinlich schon vor dem Anschluss heimliche Nazis waren, aber auch an positive Erlebnisse mit anderen Mitschülern. Im folgenden Interview spricht sie auch über ihre Haft in der Roßauer Kaserne (Wien), die Flucht nach Argentinien und ihre Beziehung zu Österreich: Vimeo

Simon Minarik, 7A, 23. 10. 2018

Quelle: A. Lang, B. Tobler, G. Tschögl (Hg.) Vertrieben. Erinnerungen burgenländischer Juden und Jüdinnen (Wien, 2004) 93-105